Ein Zürcher Privatdetektiv geht mit stark vergünstigten Preisen auf Kundenfang. Beim Branchenverband erntet er für dieses Lockvogelangebot Kritik.
«Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser», heisst es im Titel einer Werbeanzeige, die gestern Dienstag im Internet erschienen ist. Wer den Ehepartner im Verdacht hat, er gehe fremd, konnte sich
dort einen Privatdetektiv zu einem Bruchteil des üblichen Tarifs buchen: 300 anstatt 900 Franken für sechs Stunden Observation, das macht einen Stundenlohn von 50 anstatt 150 Franken.
Was tun die Detektive, bei denen «Betrüger, Lügner, Verbrecher und Ehebrecher keine Chance» haben, konkret? Themis Kostenas, Inhaber des Geschäfts, gibt eine nüchterne Antwort: «Eigentlich machen
wir nichts, das unsere Kunden nicht selbst auch könnten.» Die Hauptarbeit der Privatdetektive sei es, Personen zu folgen und sie zu beobachten. Dabei würden Fotos und Videoaufnahmen gemacht – zum
Beispiel von einem Angestellten, der sich im Schwimmbad aufhalte, obwohl er beim Arbeitgeber krankgeschrieben sei.
Wann geht der Fisch ins Netz?
Ein typischer Fall sei auch die Beschattung des Ehemanns, angeordnet durch die Gattin, die an seiner Treue zweifelt. Wie lange die Lösung solcher Fälle dauern könne, sei im Vornherein nicht
absehbar, sagt der Privatermittler: Es könne durchaus vorkommen, dass ein Ehemann innerhalb von sechs Stunden Observationszeit des Ehebruchs überführt werde. Nicht selten dauere es aber auch
länger, bis sich ein Verdacht erhärten oder aus der Welt räumen liesse. Wer den Online-Gutschein für die sechs Stunden Observationszeit erworben habe, müsse sich dann überlegen, ob er den
Detektiv zum üblichen Stundenlohn von 150 Franken weiter beschäftigen wolle.
Mit Pauschalangeboten für Ermittlungsdienste zu werben: Dass dies eher unüblich ist, bestätigt Manuela Nyffeler vom Fachverband Schweizer Privatdetektive. Das Inserat des Zürcher Detektivbüros
erscheint ihr als «Werbegag mit einem komischen Beigeschmack». Denn man wisse zu Beginn der Ermittlungsarbeiten wirklich nie, wie viel Zeit ein Auftrag in Anspruch nehmen werde. In den meisten
Beschattungsfällen würden sechs Stunden nicht ausreichen, sagt Nyffeler. Das Inserat trage deshalb Züge eines Lockvogelangebotes.
Kein Ersatz für die Polizei
Kostenas Antwort ist eindeutig: «Natürlich ist es ein Lockvogelangebot», sagt er. Es deshalb als unseriös zu qualifizieren, lehnt er jedoch ab: Auch Coiffeure würden auf derselben Onlineplattform
günstige Angebote platzieren – in der Hoffnung, Käufer als Stammkunden zu gewinnen oder ihnen zusätzliche Haarprodukte zu verkaufen. Bei der Auftragserteilung würden seine Kunden zudem klar auf
die Bedingungen hingewiesen – entscheide sich jemand nach Ablauf der ersten sechs Stunden für eine Weiterführung der Observation, so geschehe dies ohne jeglichen Zwang.
Die Beschattung sei eine Dienstleistung wie viele andere, sagt Kostenas – in der Art nicht zu verwechseln mit polizeilichen Ermittlungsarbeiten bei Kriminalfällen. Auch die Möglichkeiten eines
Privatdetektivs seien vergleichsweise eingeschränkt. So liege es für ihn beispielsweise nicht drin, Passwörter zu knacken oder einen privaten Computer zu durchsuchen. Für den Detektiv, der
bereits seit 17 Jahren im Metier ist, besteht die grösste Schwierigkeit darin, selbst nicht bemerkt zu werden. «Fliegt die Überwachung auf, so hat sich der Auftrag quasi von selbst erledigt.»
Quelle: (Tagesanzeiger.ch/Newsnet) Aktualisiert am 03.08.2013